Hast du dich jemals gefragt, warum es uns so oft schwerfällt, unsere eigenen Stärken zu erkennen, während wir die positiven Seiten unserer Freunde mühelos aufzählen können? Oder, hast du dich schon einmal dabei ertappt, dass du dich je nach sozialem Umfeld anders verhältst? Und noch viel spannender: Wie können wir diese Erkenntnisse über Selbstwahrnehmung und soziale Anpassung nutzen, um ein erfüllter und authentischer zu leben?
Das Rätsel der Selbsteinschätzung
Bevor wir uns dieser komplexen Frage widmen, müssen wir zunächst den grundlegenden Begriff des Selbstbildes klären.
Als Selbstwert wird die Bewertung von sich selbst und damit eine grundlegende Einstellung gegenüber der eigenen Person beschrieben. Doch was halten die meisten Menschen eigentlich von sich selbst? Nehmen wir mal an, wir bitten eine Gruppe von Freunden, ihre positiven Eigenschaften zu nennen. In der Regel fallen jedem ein paar wenige positive Eigenschaften ein, die er sich selbst zuschreibt. Erstaunlicherweise zeigt mir meine Erfahrung jedoch, dass dieselben Personen deutlich mehr negative Eigenschaften über sich selbst aufzählen können. Ein Interessanter Kontrast ergibt sich, wenn wir dieselbe Gruppe darum bitten, die positiven Merkmale eines Freundes aufzuzählen. Plötzlich sind die Antworten viel Ideenreicher, und es fällt der Person wesentlich leichter, positives aufzulisten.
Es scheint so, als wären wir oft strenger mit uns selbst als mit unseren Mitmenschen, besonders wenn es sich um unsere Freunde handelt. Aber warum ist das so?

Der innere Kritiker: Unser härtester Gegner
Schuld daran ist vor allem der Spotlight-Effekt, denn fälschlicherweise schätzen wir die Aufmerksamkeit, die auf uns gerichtet ist, viel höher ein und haben deshalb Angst, dass jeder kleine Fehler, den wir machen, von allen anderen bemerkt wird. Das liegt daran, dass wir unsere eigenen Gedanken und Handlungen besonders intensiv wahrnehmen.
Zum Teil mag dies auch an unserem „inneren Kritiker“ liegen, denn wir neigen oft dazu, uns schlechter einzuschätzen, als wir tatsächlich sind. Das hat seinen Ursprung in der Kindheit, denn schon früh wird uns vorgeschrieben, welches Verhalten erwünscht oder verboten ist.

Plausibel dafür, warum wir andere meistens positiver Einschätzen, liegt an der Soziale Erwünschtheit, denn natürlich verhalten wir uns anders, wenn wir unter anderen sind, als wenn wir allein sind. Menschen möchten sich eben von ihrer besten Seite zeigen, und so sieht das Gegenüber auch mehr vorteilhafte Verhaltenszüge von seinem Gegenüber.
Soziale Identität: zwischen Schein und Sein
Besonders das digitale Zeitalter hat den Wunsch nach positiver Selbstinszenierung nochmals verstärkt. Insbesondere durch die alltägliche Nutzung von sozialen Medien. Ich glaube jeder Mensch möchte sich bis zu einem gewissen Grad von seiner besten Seite zeigen, und das ist auch okay so, jedoch sollte hierbei auf ein gesundes Gleichgewicht zwischen Selbstdarstellung und Ehrlichkeit geachtet werden. Schließlich sollten wir immer noch wir selbst sein, und keine völlig andere Person.
Unser Verhalten hängt jedoch nicht nur davon ab, ob wir uns überhaupt in einem sozialen Kontext befinden, sondern auch in welchem Umfeld wir uns befinden. Je nach Freundeskreis ändert sich deine Ausdrucksweise, dein Humor und vielleicht sogar dein Auftreten. Unbewusst nimmst du verschiedene Facetten deiner Persönlichkeit an, abhängig davon, mit wem du gerade zusammen bist.

Diese Veränderung innerhalb verschiedener sozialer Räume ist normal und spiegelt die Vielfalt unserer Persönlichkeit wieder.
„Continue to explore different aspects of your personality and interests that seem to come naturally.“
Dr. Greg Mulhauser, AskThePsych.com
Natürlich sollte jedoch zwischen zwei Arten der Veränderung unterschieden werden: einerseits gibt es die absichtliche Veränderung aufgrund sozialer Erwünschtheit. Andererseits die unbewusste Veränderung durch unterschiedliche Freundesgruppen.
Abschließend lässt sich sagen …
Um erfüllter und authentischer zu leben, sollten wir an einem realistischen Selbstbild und unserer ausgewogenen Anpassungsfähigkeit arbeiten. Dabei sollten wir jedoch nicht unsere eigene Persönlichkeit verlieren. Wer das versteht, wird nicht nur sich selbst besser kennenlernen und lieben lernen, sondern auch ehrlichere und tiefere Beziehungen zu anderen aufbauen können.
